Erlebnispädagogik im Feriencamp

In der Natur zurechtkommen, abenteuerliche Sportarten ausprobieren, Aufgaben in der Gruppe bewältigen, usw. Diese und andere Ideen haben wohl die meisten Menschen, wenn sie gefragt werden, woran sie bei dem Wort Erlebnispädagogik denken.
Dass die Bereiche Abenteuer in der Natur und die Themen Kooperation sowie Teamwork dabei eine Rolle spielen, davon haben die meisten Menschen schon einmal irgendwo gehört. Aber worum es bei der Erlebnispädagogik noch geht und in welchem Rahmen sie umgesetzt werden kann, ist wohl den wenigsten Menschen klar.

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Was ist Erlebnispädagogik überhaupt?

Eine allgemeingültige Definition zu finden, ist nicht einfach, da mehrere ähnliche Begriffe existieren, das Thema nicht klar umrissen ist und es inzwischen viele unterschiedliche Angebote dazu gibt. Heckmair und Michl haben eine Definition entwickelt, die besagt, dass die Erlebnispädagogik handlungsorientiert ist und das Ziel hat die Persönlichkeit von jungen Menschen zu fördern, sodass diese sich in ihrer Lebenswelt eigenverantwortlich arrangieren können. Dies geschieht mithilfe von Lernprozessen bei denen die jungen Menschen psychische, soziale und physische Herausforderungen meistern müssen. Weiterführend entsteht daraus auf einer pädagogischen Basis ein Säulenmodell, welches die Erlebnispädagogik trägt. Dazu gehören die folgenden Prinzipien: Ganzheitlichkeit, Gruppen- und Handlungsorientierung, Natur, pädagogische Absicht, Freiwilligkeit, Erlebnischarakter sowie Herausforderung. Je nach Gestaltung des erlebnispädagogischen Angebots, kann die eine oder andere Säule in diesem Modell auch mal fehlen.

Unterscheiden lassen sich zudem noch Erlebnisorientierung und Erlebnispädagogik, bei denen jeweils der Begriff Erlebnis im Mittelpunkt steht. Beim Erlebnisorientierten finden Aktivitäten in der Natur statt, welche bei den einzelnen Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen Lernprozesse auslösen können, was jedoch nicht unbedingt den Kern des ganzen darstellen muss.
Bei der Erlebnispädagogik hingegen stehen von vornherein individuelle Ziele fest, für deren Erreichung dann die passende Umgebung herausgesucht wird. Das Umfeld kann dabei die Natur sein, in der die Individuen Lernprozesse erfahren, Erlebnisse in sich aufnehmen und erworbene Strategien in den Alltag umsetzen.

Egal, wie die erlebnispädagogischen Angebote schließlich aussehen, am Ende erfolgt immer eine Reflexion mit den Teilnehmern. Dadurch erreicht man, dass die Erlebnisse nachhaltiger auf die Teilnehmer einwirken. Die Kinder oder Jugendlichen werden dazu angeregt, ihre Erfahrungen nochmals durchzudenken und ggf. bereits mit eigenen Erfahrungen aus ihrem Alltag zu vergleichen. Dabei werden sie von der durchführenden Leitung begleitet, welche das Gespräch oder die gewählte Reflexionsmethode moderiert. Auf diese Weise werden die gemachten Erfahrungen leichter in den Alltag übertragen.

Aktivitäten und Einrichtungen in der Erlebnispädagogik

Es gibt zahllose Aktionen, aber auch Einrichtungen und gestaltete Räume, die einen erlebnispädagogischen Charakter haben können. Der bekannteste Bereich wird wohl die Natur- und Umweltpädagogik sein, welche den Kindern die Möglichkeit bietet in Naturerfahrungsräumen Vorgänge in der Natur zu beobachten und Wissen darüber zu erwerben. Auch ein Lehr- bzw. Barfußpfad, ein Kinder- und Jugendbauernhof, für die Jüngsten der Waldkindergarten oder für die etwas Älteren der Abenteuerspielplatz sind Angebote der Erlebnispädagogik, die sich im Bereich der naturbezogenen Erlebnisse bewegen. Zugleich werden dabei unterschiedliche Sinne angesprochen, die Wahrnehmung geschult und die Kinder für den nachhaltigen Umgang mit der Natur sensibilisiert. Darüber hinaus gibt es noch das Trekking, was aber eher für ältere Teilnehmer ist. Denn hierbei handelt es sich um mehrtägige Touren, welche durchweg in der Natur stattfinden, also auch Camping und eventuell Fortbewegungsmittel wie Kanu, Fahrrad oder das Reiten umfassen.

Weitere typische Aktivitäten in diesem Handlungsfeld sind solche, die speziell auf die Förderung der Bewegung ausgerichtet sind. Das Thema Klettern kann zum Beispiel auf verschiedene Arten umgesetzt werden. In der freien Natur wird an Felsen geklettert, bei schlechtem Wetter dementsprechend in der Halle, wo meistens auch gebouldert (Klettern in Absprunghöhe) werden kann. Auch ein Hochseilgarten oder das Kistenklettern sind an diesen Sport angelehnt. Weitere sportliche Betätigungsfelder sind unter anderem Bogenschießen, Balancieren auf der Slackline und das Paddeln.

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Aufgaben, die besonders die Kooperation in der Gruppe erfordern, findet man beim Bau eines Floßes, Gelände- oder Abenteuerspielen in Teams und bei Aufgabenstellungen, die in der Gruppe gelöst werden müssen. Auch diverse Spiele können erlebnispädagogischen Charakter haben. Zu Beginn eines Feriencamps gibt es Kennenlernspiele, in vielen Bereichen kann man Kooperations-, Wahrnehmungs- und Vertrauensspiele durchführen oder den Kindern einen Einblick in die Theater- und Zirkuspädagogik geben.

Was bringt den Kindern die Erlebnispädagogik?

Die Vorteile dieses besonderen Zweiges der Pädagogik liegen auf der Hand. Vor allem die sozialen und persönlichen Kompetenzen der Kinder entwickeln sich durch Angebote in diesem Bereich weiter. Im Gegensatz dazu fördern besonders die bewegungsintensiven Angebote die Grobmotorik, die Geschicklichkeit, das Gleichgewicht oder die Kraft der Kinder oder Jugendlichen.

Die Entwicklung der Sozialkompetenz ist daher von Bedeutung, weil die Kinder schon in jungen Jahren in der Kita oder Schule, im Verein oder Hort sowie im Familien- und Freundeskreis immer mit anderen Menschen in Kontakt sind. Mit diesen müssen sie kommunizieren, kooperieren, Konflikte lösen, Kompromisse eingehen und allgemein einfach miteinander klarkommen. Diese Fähigkeiten werden auch im späteren Berufsleben ebenfalls in Form der sogenannten Soft Skills von vielen Arbeitsgebern eingefordert. Spätestens dann sind Menschen gut beraten, wenn sie diese bereits aus Kindertagen kennen und sie sicher anwenden können. Bei der Erlebnispädagogik erfahren die Kinder, wie sie im Team zusammenarbeiten, dadurch gemeinsame Ziele erreichen und auch Vertrauen untereinander aufbauen können.

Um sich gegenüber Gleichaltrigen zu behaupten, sich selber besser einzuschätzen oder Herausforderungen jeglicher Art besser zu begegnen, benötigen die Kinder ein gewisses Maß an Selbstvertrauen. Selbstbewusste Kinder wissen, wo ihre Grenzen sind und versuchen diese von sich aus zu überwinden. Sie haben Selbstvertrauen und sind offen gegenüber neuen Einflüssen, Ideen, haben mehr Kreativität und trauen sich was zu.

Schließlich führt der Bewegungsaspekt eines erlebnispädagogischen Angebots dazu, dass die Kinder ihre Beweglichkeit oder eine bestimmte andere motorische Fertigkeit trainieren. Dadurch entdecken sie mitunter versteckte Fähigkeiten, derer sie sich bis dahin gar nicht bewusst waren. Auch ist Bewegung im Allgemeinen gut für die Entwicklung von Kindern, die ja in jungen Jahren sowieso einen hohen Bewegungsdrang haben und diesen natürlich auch ausleben wollen. Auch dafür bietet die Erlebnispädagogik ein Ventil.

Alles in allem gibt es viele Gründe, die für die Erlebnispädagogik im Feriencamp sprechen, denn gerade dort müssen sich viele Kinder miteinander arrangieren. Und ein spannendes, abenteuerliches Thema gibt doch gleich nochmal den richtigen Kick während einer solchen Reise.